Dienstag, 16.10.2012

Jetzt noch mehr Energie aus Müll

Knapp 40 Tonnen zeigt die Waage. Papiere beim Pförtner vorzeigen, dann darf der Laster die Schranke der riesigen Abfall-entsorgungs- und Aufbereitungsanlage in Rosenow passieren. Die gesamte Mecklenburgische Seenplatte und der heutige Kreis Vorpommern-Greifswald entledigen sich hier ihres Hausmülls, hausmüllähnlichen Gewerbeabfalls und Sperrmülls. Rund 180 000 Tonnen kamen so allein 2011 zusammen, wie Eiko Potreck, technischer Leiter der Ostmecklenburgisch Vorpommerschen Verwertungs- und Deponie GmbH (OVVD), sagt.

Dabei verwertet das kommunale Unternehmen schon seit mehreren Jahren einen Teil des Mülls als Energielieferant. So ist die erste Station für die Ladung des Lkw die Annahmehalle, wo ein Kran den Müll in einen großen Schredder füllt. Eisen- und Nichteisenmetalle werden aussortiert, Holz wird gleich zum Wärmekraftwerk Malchin weitergeschickt.
Was übrig bleibt, kommt zum Sieben in eine rotierende, 13 Meter lange Trommel mit einem Durchmesser von drei Metern. Dabei wird das erste Mal Brennstoff für das Kraftwerk in Stavenhagen herausgefiltert, das die dortige Kartoffelveredelung vor allem mit Dampf, aber auch mit Strom versorgt. Die sogenannte hochkalorische, oder Kunststoff-Fraktion hat einen Heizwert, der über dem von Braunkohle liegt, erklärt Eiko Potreck. Die kleineren Teile, die durch das Raster fallen – die „biogene Fein-Fraktion“ – kommen in eine Intensiv-Kompostierung.

„Der 1. Juni 2005 ist das wichtigste Datum der deutschen Abfallwirtschaft“, sagt der Ingenieur. Seitdem dürfen Abfälle nur nach Verbrennung oder mechanisch-biologischer Vorbehandlung auf Deponien abgelagert werden. Es muss sichergestellt werden, dass kein Deponiegas und kein gefährliches Sickerwasser austreten können. Drainagerohre und Gasbrunnen fangen deshalb beides ein. Mit dem beim Vergären des Abfalls entstehenden Methan erzeugt die OVVD in einem eigenen Blockheizkraftwerk bereits seit 2000 Strom und Wärme.

Für die biogene Feinfraktion ist indes die sogenannte Intensivrotte, 18 Stahlbetontunnel mit einem Fassungsvermögen von je 380 Tonnen, die nächste Station. Drei Wochen lang wird der Müll hier nahezu vollautomatisch von unten belüftet, von oben bewässert und seine Temperatur so niedrig gehalten, dass keine Gärung einsetzt. Bislang führte der Weg anschließend für weitere fünf Wochen in die benachbarte Nachrotte-Halle und dann auf die Deponie.

Mit dem jetzt vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt abgenommenen Umbau soll das anders werden. In vier der 18 Tunnel wird die Feinrotte nach einer Woche nur noch belüftet und so auf einen Wassergehalt von 13 bis 14 Prozent getrocknet, erklärt Eiko Potrek das neue Verfahren. Nach dem anschließenden erneuten Sieben bleibt ein Bio-Brennstoff übrig, der in etwa den anderthalbfachen Heizwert von Braunkohle besitzt. Der gröbere Teil wird ebenfalls nach Stavenhagen geliefert, der feinere Teil noch einmal von Steinen und Glas befreit und in einem Kraftwerk bei Cottbus verfeuert.

Spätestens mit der im kommenden Jahr beginnenden dritten Handelsperiode für Zertifikate könnte ihr neuer Rohstoff an Attraktivität gewinnen, hoffen Eiko Potreck und seine Kollegen. Denn für den biogenen Brennstoff müssen die Kraftwerksbetreiber keine Verschmutzungsrechte kaufen, die dann nach den bisherigen Plänen noch einmal verknappt werden sollen.

„Für den Anfang haben wir aber allein damit viel gewonnen, dass wir unter dem Strich etwa ein Drittel weniger Müll auf der Deponie unterbringen müssen“, sagt der technische Leiter stolz.